Positionen der verschiedenen Ernährungs-Verbände

Die DGE

Die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)“ ist die führende Fachgesellschaft für den deutschen Raum. Sie steht einer veganen Ernährung kritisch gegenüber. Jedoch lesen Sie bitte selbst:

“Allerdings kann angenommen werden, dass eine pflanzenbetonte Ernährungsform (mit oder ohne einen geringen Fleischanteil) gegenüber der derzeitig in Deutschland üblichen Ernährung mit einer Risikosenkung für ernährungsmitbedingte Krankheiten verbunden ist.“

https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230_korr.pdf

“[…] durch eine gezielte Lebensmittelauswahl und gute Planung ist es möglich, eine vegane Kost zusammenzustellen, bei der kein Nährstoffmangel auftritt.“

https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2020/09_20/64_72_Sonderheft_2020_DGE_Vegane_Position.pdf

“Unter der Voraussetzung, dass die Ernährung alle essenziellen Nährstoffe beinhaltet und zudem reich an ernährungsphysiolo­gisch günstigen Nährstoffen wie Ballaststoffen und arm an zuge­setztem Zucker und gesättigten Fettsäuren ist, kann eine vegane Ernährung, genau wie andere pflanzenbe­tonte Ernährungsweisen, langfristige positive Auswirkungen für die Gesundheit der Kinder haben. Beispiele hierfür sind eine geringere Prävalenz von Übergewicht bzw. Adipositas und ein geringeres Risiko für kardiometaboli­sche Erkrankungen im Erwachsenenalter.“

https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2020/09_20/64_72_Sonderheft_2020_DGE_Vegane_Position.pdf

Ergänzend möchte ich gerne die Stellungnahme des von mir sehr geschätzten Niko Rittenau erwähnen:

Die DGE ist also zumindest als sehr zurückhaltend zu bezeichnen. Warum diese eine solche Stellung bezieht, erklär Niko Rittenau jedoch in meinen Augen so gut, dass ich nur auf sein Video verweisen möchte.


Australien

Dieser zur australischen Regierung gehörende „National Health and Medical Research Council“ erfüllt in etwa die gleiche Aufgabe, wie die DGE hier bei uns in Deutschland:

„Appropriately planned vegetarian diets, including total vegetarian or vegan diets, are healthy and nutritionally adequate. Well-planned vegetarian diets are appropriate for individuals during all stages of the lifecycle. Those following a strict vegetarian or vegan diet can meet nutrient requirements as long as energy needs are met and an appropriate variety of plant foods are eaten throughout the day. Those following a vegan diet should choose foods to ensure adequate intake of iron and zinc and to optimise the absorption and bioavailability of iron, zinc and calcium. Supplementation of vitamin B12 may be required for people with strict vegan dietary patterns.“ Page 35

https://www.eatforhealth.gov.au/

Oder auf Deutsch:
„Eine angemessen geplante, vegetarische Ernährung, einschließlich einer vollständigen vegetarischen oder veganen Ernährung ist gesund und ernährungsphysiologisch angemessen. Eine gut geplante, vegetarische Ernährung ist für Einzelpersonen in allen Lebensphasen (Anmerkung: also vom Kleinkind bis zum Senioren, für Sportler, …) geeignet. Wer sich streng vegetarisch oder vegan ernährt, kann den Nährstoffbedarf so lange decken, wie der Energiebedarf gedeckt und über den Tag verteilt eine angemessene Auswahl an pflanzlichen Lebensmitteln zu sich genommen wird. Wer sich vegan ernährt, sollte Lebensmittel wählen, die eine ausreichende Zufuhr von Eisen und Zink gewährleisten und die Aufnahme und Bioverfügbarkeit von Eisen, Zink und Kalzium optimieren. B12 kann für Menschen mit strengen veganen Ernährungsmustern erforderlich sein.“


Kanada

Hier ist es die „Canadian Paediatric Society„, also die Kanadische Kinderärztliche Gesellschaft, welche Stellung bezieht:

A well-balanced vegetarian diet can provide for the needs of children and adolescents. However, appropriate caloric intake should be ensured and growth monitored. Particular attention should be paid to adequate protein intake and sources of essential fatty acids, iron, zinc, calcium, and vitamins B12 and D. Supplementation may be required in cases of strict vegetarian diets with no intake of any animal products. Pregnant and nursing mothers should also be appropriately advised to ensure that the nutritional needs of the fetus and infant are adequately met. Recommendations are provided. Adolescents on restricted vegetarian or other such diets should be screened for eating disorders.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2912628/

Die Übersetzung:
„Eine ausgewogene, vegetarische Ernährung kann den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen gerecht werden. Es sollte jedoch auf eine angemessene Kalorienzufuhr geachtet und das Wachstum überwacht werden. Besonderes Augenmerk sollte auf eine ausreichende Proteinzufuhr und Quellen für essentielle Fettsäuren, Eisen, Zink, Kalzium sowie die Vitamine B12 und D gelegt werden. Bei streng vegetarischer Ernährung ohne Aufnahme tierischer Produkte kann eine Supplementierung erforderlich sein. Schwangere und stillende Mütter sollten ebenfalls angemessen beraten werden, um sicherzustellen, dass die Ernährungsbedürfnisse des Fötus und des Säuglings angemessen gedeckt werden. Es werden Empfehlungen gegeben. Jugendliche mit eingeschränkter vegetarischer oder anderer Ernährung sollten auf Essstörungen untersucht werden.“


USA

Um zu erklären, wer die „Academy of Nutrition and Dietetics (AND) zitiere ich die Wikipedia: USA, 2016

Die A.N.D. (ehemals ADA) hat fast 67.000 Mitglieder, davon ungefähr 75 Prozent registrierte Diätassistenten/Diaetologen/Ernährungsberater, 4 Prozent registrierte diätetisch-technische Assistenten (dietary technicians) für Diätetik und Ernährungsberatung. Der übrige Anteil von Mitgliedern beinhaltet Forscher, Pädagogen, Studenten, Berater und Gastronomiemanager. Eigenen Angaben zufolge ist die A.N.D. die weltgrößte Organisation für Nahrungs- und Ernährungsfachleute.[2]

https://de.wikipedia.org/wiki/Academy_of_Nutrition_and_Dietetics

Diese bezieht eine der von Australien und Kanada sehr ähnliche Position

It is the position of the Academy of Nutrition and Dietetics that appropriately planned vegetarian, including vegan, diets are healthful, nutritionally adequate, and may provide health benefits for the prevention and treatment of certain diseases. These diets are appropriate for all stages of the life cycle, including pregnancy, lactation, infancy, childhood, adolescence, older adulthood, and for athletes. Plant-based diets are more environmentally sustainable than diets rich in animal products because they use fewer natural resources and are associated with much less environmental damage. Vegetarians and vegans are at reduced risk of certain health conditions, including ischemic heart disease, type 2 diabetes, hypertension, certain types of cancer, and obesity. Low intake of saturated fat and high intakes of vegetables, fruits, whole grains, legumes, soy products, nuts, and seeds (all rich in fiber and phytochemicals) are characteristics of vegetarian and vegan diets that produce lower total and low-density lipoprotein cholesterol levels and better serum glucose control. These factors contribute to reduction of chronic disease. Vegans need reliable sources of vitamin B-12, such as fortified foods or supplements.

https://www.eatrightpro.org/-/media/eatrightpro-files/practice/position-and-practice-papers/position-papers/vegetarian-diet.pdf

Die Übersetzung:
„Es ist die Position der Akademie für Ernährung und Diätetik, dass eine angemessen geplante vegetarische, einschließlich vegane Ernährung gesund und ernährungsphysiologisch angemessen ist und gesundheitliche Vorteile bei der Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten bieten kann. Diese Diäten sind für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit, Jugend, älteres Erwachsenenalter und für Sportler. Eine pflanzliche Ernährung ist umweltverträglicher, als eine Ernährung mit vielen tierischen Produkten, da sie weniger natürliche Ressourcen verbraucht und mit viel weniger Umweltschäden verbunden ist. Vegetarier und Veganer haben ein geringeres Risiko für bestimmte Gesundheitszustände, darunter ischämische Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, bestimmte Krebsarten und Fettleibigkeit. Eine niedrige Aufnahme von gesättigten Fettsäuren und eine hohe Aufnahme von Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Nüssen und Samen (alle reich an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen) sind Merkmale einer vegetarischen und veganen Ernährung, die ein niedrigeres Gesamt- und Lipoprotein-Cholesterin mit niedriger Dichte produzieren Blutzuckerspiegel und bessere Serum-Glukose-Kontrolle. Diese Faktoren tragen zur Verringerung chronischer Erkrankungen bei. Veganer brauchen zuverlässige Vitamin-B-12-Quellen, wie angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel.“


Großbritannien

Hier ist es die „British Nutrition Foundation (BNF)„, welche die gleiche Rolle, wie die DGE übernimmt. Ihre Stellungnahme lautet:

A well-planned, balanced vegetarian or vegan diet can be nutritionally adequate, although more extreme diets, such as strict macrobiotic and raw food diets, are often low in energy and a range of micronutrients, making them wholly inadequate and inappropriate for children.

https://www.nutrition.org.uk/attachments/106_Vegetarian%20nutrition.pdf?cf_chl_jschl_tk=4512e23c1136eb408c6c054380e21021524ad8d4-1578101595-0-AUgbX9xpX7m7AlS6qlCKCbR81wMqKNqwgzZB6MccmQFXaoZ-HbYvj2dwx_UVfXGWx-x98JW_SFVcqusHmbBNKXiYrSa5y6Fuo4mSCFBzPnJOM0-XT0HspwEwA1_TbkxEWmEZPxZ9zelOsFXS6svQQdSWSZyvHkeMf6pomMc9SaN2Rqg5WrlSyxqVKTBil6B3IB68CWTwxYRGJZCiP4q79Wb31A0ZyWU5Tu2gAaVoxPGWW5WTdX4hZe00mRaZh74UNhM7-W8daaBs8okapQc0_npVabbTkPnRe1_Thda6c24S6tx5zNEv79UyMjXeA5mSkMensDYIkXe1ZtyqcVOQsLZUgupZ-CNSg-bPkidEbxKqNqMjNPw1Yoa0jXxLHfgxcA

Auch hier die Übersetzung:
Eine gut geplante, ausgewogene vegetarische oder vegane Ernährung kann ernährungsphysiologisch ausreichend sein, obwohl extremere Diäten wie eine strenge makrobiotische und Rohkostdiät oft wenig Energie und eine Reihe von Mikronährstoffen enthalten, was sie (die makrobiotische oder Rohkostdiät) für Kinder völlig unzureichend und ungeeignet macht.

(Anmerkung: Eine makrobiotische oder Rohkostdiät ist tatsächlich ernährungs-physsiologisch gut begründbar abzulehnen, da solche Ernährungs-Formen zumindest auf Dauer nicht bedarfsdeckend sind.)


Fazit:

Anders, als in den USA, Kanada, UK und Australien ist der entscheidende Unterschied hier in Deutschland bei den in anderen Ländern oft zuverlässig mit B12, Selen, … angereicherten, auch pflanzlichen Lebensmitteln zu suchen. In Deutschland hingegen sind meist maximal tierische Produkte mit kritischen Stoffen angereichert (dabei erfolgt die Supplementierung also über den Umweg über das Tierfutter).

Sprich: davon ausgehend, dass wir uns vollwertig vegane ernähren und uns eigenverantwortlich um die Supplementierung der dann noch kritischen Stoffe kümmern, steht einer solchen Kost auch aus gesundheitlicher Sicht nichts im Wege. Im Gegenteil: es kann aus wissenschaftlicher Sicht angenommen werden, dass eine so ausgeführte, vegane Ernährung (mit*) die gesündeste Form ist, die uns heute zur Verfügung steht.

*) Eine vollwertige Kost mit geringen Anteilen an tierischen Dingen kann nach heutigem Kenntnisstand ebenso gesund, wie eine rein vegane sein. Jedoch schaden und töten auch diese geringen, tierischen Anteile ohne Notwendigkeit Tieren, belasten die Umwelt und heizen den Mensch-gemachten Klimawandel weiter mit an.

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